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    Garlands – "Turn The Sky" & "Condor"

    Sui und Catharina im Interview

    Interview von Anne
    03.05.2024 — Lesezeit: 5 min
    Garlands – "Turn The Sky" & "Condor"

    Garlands aus Hamburg und Berlin haben Ihr zweiteiliges Album "Turn The Sky" & "Condor" fertig. Es erscheint am 14. Juni und schillert voll bunter Facetten und Kreativität. Weil es mir so gut gefällt und ich es gerne mit Euch teilen möchte, habe ich Sui und Catharina kurzerhand zu einem Interview eingeladen. Es entwickelte sich zu einem kurzweiligen Gespräch über Musik, Klanggestaltung und Feminismus – und wie es war, sich mit den Sternen übers Putzen zu unterhalten.

    Anne: Danke, dass Ihr Euch die Zeit für das Interview nehmt! Freut mich, Euch kennenzulernen. Wie geht es Euch?

    Sui und Catharina: Danke, sehr gut!

    Anne: Am 14. Juni erscheint Euer zweiteiliges Album "Turn The Sky" & "Condor". Ich habe es schon gehört und finde, es ist ziemlich genial geworden. Seid Ihr zufrieden damit?

    Sui und Catharina: Ja.

    Anne: Welchen Song mögt Ihr besonders?

    Sui: Meine Favoriten sind "Condor", "Mark's Song" und "Phone Icons".

    "Hört Euch 'Turn The Sky' unbedingt mit Kopfhörern an!

    Garlands – "Turn The Sky" & "Condor"
    Garlands – "Turn The Sky" & "Condor"

    Catharina: "Turn The Sky" finde ich besonders interessant, weil wir hier das Prinzip des "Turns" strukturell umgesetzt haben. Unsere Stimmen verschmelzen mit den Instrumenten. Wie Wellen bewegen sie sich nach vorn, hinten, rechts und links, tauchen auf und ab. Den Song sollte man unbedingt mit Kopfhörern hören.

    Anne: Hat der Song "Delete The Mars" etwas mit Eurer Liebe für Astrophysik zu tun?

    Sui: Nicht direkt. Der Mars als roter Planet gilt als Symbol für Kampf und Männlichkeit.

    "Der Wunsch, eine Gardine vor den Himmel zu ziehen"

    Catharina: Es geht um den Willen, sich von der Romantik des "in die Sterne-Guckens" zu verabschieden und mit einem Ruck eine Gardine vor den Himmel zu ziehen. Der Mars, der von Bowie als Sehnsuchtsort gefeiert und von Elon Musk als Kolonie anvisiert wird, soll hier einfach mal ausgeknipst werden.

    Anne: Ist das auch das Thema, das Euch zusammengebracht hat? Die Astrophysik?

    Catharina: Uns hat vieles zusammengebracht. Wir teilen zahlreiche Leidenschaften, für Musik, Kunst, Katzen, Essen und auch Astrophysik.

    Sui: Uns verbindet ein starkes Band, eine Sisterhood ähnlicher Sichtweisen auf das Leben, auf unsere eigene Identität und ein tiefes Vertrauen.

    Anne: Was habt Ihr rund um die Veröffentlichung alles an Promo geplant? Geht Ihr auf Tour?

    "Bald geht unsere Tour los"

    Sui: Wir gehen auf Tour und freuen uns darauf, unsere Songs international zu präsentieren.

    Catharina: Außerdem wird es weitere Videos und schicken Merch geben.

    Anne: Ihr spielt auf der Platte mit Gegensätzen und stellt Melancholie und Optimismus direkt gegenüber, indem ihr mit psychedelischen, progressiven Elementen arbeitet. Wo nehmt Ihr all diese großartigen Ideen her? Was inspiriert Euch beim Schreiben am meisten?

    Catharina: Uns langweilen Monokulturen. Wir lieben Popsongs genauso wie Dissonanzen und Lärm. Unser Lebens- und Spannungsgefühl zwischen Melancholie und Optimismus kommt besonders im Barock vor, mit dem wir uns identifizieren.

    Sui: Wir drücken dies zum Beispiel durch Wechsel von Dur zu Moll oder in unseren Satzgesängen aus.

    Anne: Shoegaze, der frühe Progrock und auch Slowcore und Indie – das alles sind Genres, deren Bands mit Euren Einflüssen in Verbindung gebracht werden. Was würdet Ihr sagen, wer Euch am meisten beeinflusst hat auf dem Weg dorthin, was Garlands heute sind?

    Sui: Wir haben beide viel Shoegaze-Bands wie My Bloody Valentine, Cocteau Twins, Lush und Slowdive gehört.

    Catharina: Dies sind alles Gruppen, in denen Frauen präsent und einflussreich waren. Diese Musikerinnen treten heute immer noch auf.

    Anne: Was mir an Eurer Musik besonders gut gefällt, ist das Zusammenspiel aus Gesang, Gitarre, Synths und auch ausgefalleneren Instrumenten wie der Flöte – mit genau der richtigen Portion Verzerrung. Habt Ihr schon immer gerne an Sounds gebastelt und mit Instrumenten experimentiert?

    Catharina: Sui hat es schon als Kinder angeödet, wenn wir Vorgegebenes perfekt kopieren sollten. Uns macht das Improvisieren und Verfremden von klassischen Klängen Spaß.

    "Musik gehörte für uns schon immer mit dazu"

    Garlands – "Turn The Sky" & "Condor"
    Garlands – "Turn The Sky" & "Condor"

    Sui: Wir sind beide in musikalischen Haushalten aufgewachsen. Als wir uns als Band zusammengefunden hatten, haben wir diese Gemeinsamkeiten entdeckt und zu unserem Konzept gemacht.

    Anne: Ich habe gelesen, dass Ihr für die EP mit Gastmusiker*innen zusammengearbeitet habt. Wollt Ihr erzählen, wer genau Euch unterstützt hat?

    Catharina: Wir haben mit verschiedenen, tollen Freunden zusammengearbeitet. Hervorzuheben sind Rajko und Lars vom SoundUnlimited Studio, mit denen wir eine schöne Zeit im Studio verbracht haben.

    Sui: Außerdem sind wir über die Zusammenarbeit mit unserem Freund Jonas Danielowski besonders dankbar, mit dem wir Delete the Mars geschrieben haben.

    Anne: Welche der beiden EPs, aus denen das Album besteht, habt Ihr zuerst aufgenommen? Hat sich nach der ersten Aufnahme etwas für Euch geändert bzw. habt Ihr Euch überlegt, etwas anders zu machen?

    Catharina: Zuerst ist "Condor" entstanden. Dann kam Corona. Bei der zweiten EP wollten wir nichts radikal ändern, aber präzisere Akzente durch verfremdete Gesangsstimmen, Field-Recordings und Loops setzen.

    Anne: Gab es für Euch vor Garlands schon andere Projekte, von denen Ihr Teil wart?

    Sui: Wir beide hatten vorher diverse Bands. Ich war zum Beispiel Sängerin der Shoegaze-Band The Caine und in anderen Projekten aktiv. Neulich habe ich live zu Gast bei The Jesus and Mary Chain gesungen.

    Catharina: Ich spielte unter anderem in Rick McPhails ehemaliger Band Glacier of Maine Keyboards und Gitarre.

    "In Hamburg sind die kleinen Läden am besten"

    Anne: Als Hamburgerin, die nach wie vor gerne in Berlin feiern geht, aber auch einiges an der Hamburger Musikwelt zu schätzen weiß, muss ich Euch das fragen: In welcher der beiden Städte geht Ihr lieber auf Konzerte und anschließend feiern?

    Sui: In Hamburg treffen wir uns gerne in kleinen Läden wie dem Kometen, feiern mit alten Freunden und Bekannten, in Berlin entdecke ich am liebsten Neues.

    Catharina: Ich bin glücklich in Berlin und besuche Hamburg gerne. Mit Schrecken beobachte ich, was dort in der Clubkultur passiert. In Berlin sind zwar ähnliche Prozesse im Gang, aber es gibt immer noch mehr Vielfalt und Offenheit für Internationales und Experimentelles.

    Anne: Weil ich schon seit immer ein Fan dieser Band bin, muss ich Euch das leider fragen: Ihr habt Euch bei den Aufnahmen von "Condor" in Hamburg Altona das Studio mit den Sternen geteilt. Seid Ihr Euch häufig begegnet? Wie war es mit Frank & Co. zu quatschen?

    Catharina: Wie es in Proberaum-Kollektiven üblich ist, tauscht man sich über Glamouröses wie Gear, Zeit- und Putzpläne aus. Im Sommer hat man gemeinsam gegrillt.

    Sui: Man läuft sich regelmäßig über den Weg, besucht sich auf Konzerten und plaudert in Bars.

    Anne: Die Aufnahmen für das Album sind abgeschlossen und Ihr habt noch etwas Zeit, bis die Promo in die heiße Phase geht. Arbeitet Ihr in der Zwischenzeit schon an neuen Ideen?

    Catharina: Wir haben viele Songs im Bearbeitungsmodus.

    Sui: Und wir bereiten unsere Tour vor. ...:

    Anne: Beendet diesen Satz: Mit Loops...

    Catharina und Sui: ...weitet sich der Kosmos.

    "Frauen an die Macht!"

    Anne: Beendet diesen Satz: Männer in der Musikindustrie...

    Catharina und Sui: ...sind nicht besser als Männer in anderen Branchen. Einige sind nett, andere tragen zur Dude-Kultur und Objektifizierung von Frauen bei.

    Anne: Wenn es etwas auf der Welt geben würde, das Ihr mit einem Fingerschnippen verändern könntet. Was wäre es und warum?

    Sui: Respektvolle, kreative Frauen an die Macht!

    Catharina: Den entfesselten Kapitalismus abschaffen. Er macht jeden Winkel unseres Lebens zur Kampfzone des Wettbewerbs, fördert männliche Hybris, Faschismus und Kriege, kurz: Er führt zum Kollaps unseres Planeten. Mit dieser Regelung würden wir auf einen Schlag viele Probleme lösen.

    Anne: Vielen Dank für das Interview. Es hat mich sehr gefreut, Euch kennenzulernen!

    Auf Bandcamp könnt Ihr "Turn The Sky" vorbestellen und Condor bereits hören1.

    Garlands – "Condor"

    Garlands – "Turn The Sky"

    1. Garlands – Bandcamp

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